Bischhausen Kunst & Kulturdorf
Bischhausen                            Kunst & Kulturdorf

Geschichte und Chronik

Die Nennung eines Ortes Bischofeshusun in einer Güterschenkung der Abtei Hersfeld um 800 ist mit großer Sicherheit auf dies Bischhausen zu beziehen, was durch eine Interpretation der markanten Langstreifenflur gestützt wird. Diese Streifenflur, die eine planmäßige Gründung verdeutlicht, bezieht auch Kirchhosbach und die Wüstungen Wehre, Lerchenhosbach und Grubenhosbach mit ein, für die somit ein gleiches Alter anzusetzen ist. Auch in der jüngeren Geschichte bilden die genannten Orte und Wüstungen eine verwaltungsmäßige Einheit und können somit gemeinsam abgehandelt werden. Im 12. Jahrhundert erscheint der Bereich als Besitz der Grafen von Northeim-Boyneburg, seit dem 14. Jahrhundert dann in der Hand von deren Rechtsnachfolgern, den Herren von Boyneburg. Der Besitz des Klosters Bursfelde, das in Bischhausen seinen Verwaltungshof (Vogtei) besaß - die heutige Vogteimühle erinnert noch daran -, wurde 1440 an die Boyneburger abgetreten. Seit 1650 erwarben die hessischen Landgrafen einen Teil des Dorfes, 1803 schließlich das ganze Dorf von den Boyneburgern. Dies und die zugehörigen Orte bildeten das Amt Bischhausen; zu seiner Verwaltung wurde 1690 das herrschaftliche Amtsgericht erbaut. Der heute noch erhaltene Fachwerkbau des boyneburgischen Gutes stammt aus dem Jahre 1580. Die Bischhäuser Kirche, die in den Fundamenten auf einen romanischen Bau zurückgeht, ist im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und erweitert worden. Grabmäler derer von Boyneburg bezeugen die Verbundenheit dieses Geschlechtes mit dem Dorf.

Die Blütezeit Bischhausens lag im 17. bis 19. Jahrhundert; die herrschaftlichen Verwaltungssitze und adligen Güter sowie die Herbergen an der Durchgangsstraße mit ihren Poststationen legten den Grund für einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Der Stadtteil Bischhausen mit seinen 1156 Einwohnern ist überwiegend eine Arbeiterwohnsitzgemeinde. Neben einigen Handwerksbetrieben hat ein in ganz Deutschland bekanntes Bauunternehmen hier seinen Sitz.

 

Ehemaliges Amtsgerichtsgebäude

Historische Eckdaten von der Enstehung des "Landgräflichen Amtes Bischhausen"

bis zur Nutzung des Gebäudes in jüngster Zeit und in der Zukunft !

 

29. April 1449

Dieses Datum beurkundet den Verkauf der Bursfelder Klostergüter an die Boyneburger bzw. die landesherrliche Belehnung. Die Bursfelder Klostergüter umfassten nicht alle Anwesen in Bischhausen. Es waren noch eine beträchtliche Anzahl weiterer Höfe vorhanden.

Mit dem Verkauf an die boyneburger Brüder Reinhard, Georg und Konrad wurde ein neuer Zustand in der Rechtsqualität des Dorfes und seiner Bewohner erreicht. Sie alle waren nun Untertan einer einzigen Herrschaft, der Herrn von Boyneburg. diese hatten ihrerseits die Herrschaft über Personen und Güter vom Landgrafen geliehen bekommen.

um 1584

erbaute Reinhard von Boyneburg das Herrenhaus des boyneburgischen Gutes (Domäne/Junkerhof)

1650

Nach Ende des dreißigjährigen Krieges fanden in Bischhausen bedeutende Veränderungen statt. Die hessische Landgrafschaft erwarb zwei Drittel des boyneburgischen Besitzes und schuf damit das

                                        "Landgräfliche Amt Bischhausen".

Unter anderem gehörte nun der Unterhof und der Oberhof zum landgräflichen Besitz.

ab 1654

wurde die Verwaltung sowohl des landgräflichen, als auch des verbliebenen boyneburgischen Drittels von einem Amtsvogt übernommen. Man darf sich das Amt Bischhausen nicht als einen durch feste Grenzen umschlossenen Bereich vorstellen, sondern es war eine Ansammlung von Einzelrechten in den verschiedenen Dörfern.

Bis 1701 entwickelte sich eine rege Bautätigkeit um das neue Amt mit entsprechenden wirtschaftlichen und verwaltungsmäßigen Voraussetzungen zu versehen.

1690 bis 1692

Bau des neuen Amtshauses aus Stein - das spätere Amtsgerichtsgebäude, wahrscheinlich an der Stelle des Unterhofes.

1803

Abtretung des boyneburgischen Besitzes (1 Drittel) an die Landesherrschaft.

bis 1821

In diesen Jahren wurde mehrfach das Verwaltungssystem geändert. Somit wurde mehrfach zu verwaltende Gemeinden und Städte dem Amt Bischhausen zugeordnet oder anderen Ämtern zugeschlagen.

Bezeichnungen:

Boyneburgisches Justizamt

Kurfürstlich hessisches Amtsgericht

Preußisches Amtsgericht (ab 1866)

1821 bis 1932

Verwaltungsreform im Jahre 1821 - erstmals Einteilung von Landkreisen - Bischhausen bleibt weiterhin Amtssitz, damit verbunden die Mittelpunktfunktion des Dorfes - der Amtsgerichtsbezirk in der regionalen Ausdehnung bleibt unverändert. 1848 entsteht das Gefängnis in unmittelbarer Nachbarschaft zum Amtsgerichtsgebäude.

1932

Mit Wirkung vom 01.10.1932 wurde das Bischhäuser Amtsgericht aufgelöst. Die zugehörenden Ortschaften sind dem Amtsgericht Eschwege und Sontra zugeschlagen worden. Die Auflösung fällt der "Preußischen Spar-Notverordnung" zum Opfer.

1935/1936

Umfangreiche Instandsetzungsarbeiten werden im ehemaligen Amtsgerichtsgebäude zur Errrichtung eines Landheimes durchgeführt. Seit dieser Zeit heißt das Gebäude im Volksmund "Landjahr".

bis Ende 1943

Nutzung als Landjahrlager - Mädchen aus Städten mussten für ein Jahr auf dem Land auf Bauernhöfen arbeiten und wurden hier untergebracht.

ab 1943

Nutzung als Schule für Ausgebomte und Flüchtlinge. Am 01.12.1943 Umsiedlung von 2 Klassen der Bürgerschule Rothenditmold in das ehemalige Amtsgericht.

ab 1945

Massenunterbringung von Vertriebenen im Gebäude, später Unterbringung von Familien und des Bürgermeisteramtes.

05.10.1956

Die Gemeindevertretung Bischhausen lehnt den Kauf des Gebäudes vom Land Hessen ab. Daraufhin erwirbt ein Unternehmer das Gebäude. Es folgt der Umbau zu Wohnzwecken.

Seit den 70'er Jahren ist das Gebäude leerstehend und verfällt zusehends.

1957

Verlegung des Bürgermeisteramtes in die alte Schule.

1972 bis 1997

Nach der Gebietsreform versucht der Ortsbeirat in vielen Anläufen das ehemalige Amtsgerichtsgebäude einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Selbst im Rahmen des Dorferneuerungsprommes des Landes Hessen kommt es zu keiner Lösung.

1998

Unter Beteiligung des Amtes für Regionalentwicklung wird ein Arbeitskreis zur Findung eines Nutzungskonzeptes gebildet.

Vom 14.-16. Aug. 1998 führt der Arbeitskreis einen künstlerischen Workshop unter dem Titel "Kunstgericht" mit dem Ziel durch, das Problem der Bevölkerung in Erinnerung zu rufen und ggf. eine Nutzung für den Bereich Kunst zu ermöglichen.

Nachdem das Gebäude fast 30 Jahre nicht bewohnt ist, der Besitzer keine Investitionen tätigt, es sich in einem sehr schlechten Zustand befindet, aus Denkmalschutzgründen ein Abriss nicht in Betracht kommt und aus städtbaulicher Sicht dringender Handlungsbedarf entstanden ist, folgt bezüglich einer weiteren Nutzung der Durchbruch.

Am 18. Dez. 1998 beschließt die Stadtverordnetenversammlung von Waldkappel den Ankauf des Gebäudes. Damit ist die Grundllage für eine weitere Planung und anschließende Sanierung gegeben.

Damalige Nutzungsplanung: Erdgeschoß als Dorfgemeinschaftseinrichtung und die erste Etage für eine Vermietung vorhalten.

1999

Nach intensiven Gesprächen und Planungen wird ein Nutzungsvorschlag und Finanzierungskonzept erarbeitet. Schließlich fällt in der Stadtverordnetenversammlung vom 14. Dez. 1999 die entgültige Entscheidung für die Sanierung des Gebäudes.

2000

Beginn der Sanierungsarbeiten - Wiederherstellung der Dachkonstruktion - Abriss des Anbaues im nördlichen Bereich.

2002

Im Januar wird das Interesse auf Anmietung der I. Etage und des Dachgeschosses durch ein mittelständiges Unternehmen bekundet.

Am 26. April 2002 beschließt die Stadtverordnetenversammlung von Waldkappel den Ausbau des I. Stockes und Teilen des Dachgeschosses für gewerbliche Zwecke.

Geplanter Abschluss der Sanierungsarbeiten ist für Ende 2002 geplant.

 

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Johann Wolfgang von Goethe in Bischhausen

Am 13.09.1779 verweilt der Dichter und Denker in Bischhausen. Während seines Aufenthaltes malt er ein Bild am Ortsrand.

 

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